Trauer

 

  Vielleicht ist Trauer etwas Stilles, ein persönliches Verharren und Annehmen der Ereignisse. Trauern können als ein Offenbleiben zwischen Diesseits und Jenseits. Vielleicht steht es als Gegenpol zum Wüten und Erstürmen heiliger Säulen. Ein Wüten um Trauer? Was alles ist nicht betrauert worden in der Vergangenheit.
Es ist eine persönliche und eine gesellschaftliche Frage nach Lösung, mit der wir beim Schmoeler Hexenstein experimentiert haben.

Horn-Ingrid 2Nov2014 Baumrat Foto-Barbara-Lammert DSC 0936  Ingrid Horn, ehemals verheiratete Pantring, ist Anfang Januar 2021 gestorben. Sie hat sich beim Schmoeler Hexenstein bereits zu Beginn engagiert. Ich erinnere ihr Protokoll zur Gründung des Arbeitskreises 2012 in Schwartbuck. Sie hat Recherchen u. a. zur Baumauswahl für die Bepflanzung und zu den Namen der Prozessbeteiligten von 1686 für die Initial-Einritzungen beigesteuert. Wir hatten gemeinsam das Gelände geomantisch erforscht, auch Sockelsteine in der Ziegelei geformt, Bäume gepflanzt, gemauert und gefeiert.
  Ich bedaure, mich mit ihr nicht mehr beraten zu können, sie hat mich stets animiert, in einem offenen Rahmen denken zu dürfen. Sie wusste, was sie anbieten kann und hat sich dabei mit ihrem fast schüchternen, dennoch entschlossenen Auftreten in Gemeinschaft neu verortet. Bei ihren historisch-topografischen Wanderungen in den Tagen des Hexenstein-Brands im Juni 2017 konnte ich am erfüllenden Zusammenspiel ihrer verschiedenen Ambitionen teilnehmen.
  Ihre Herzschwäche und ihr Sterben fällt in eine Zeit von Distanz. In ihren letzten Monaten war sie vermutlich mehr auf das Alleinsein bezogen und auch unser Abschied von ihr ist keine gemeinsame Trauer. Ayla hat sie mit ihrem Gesang in den Ruhepark Lehmkuhlen begleiten können.

Mit Zuversicht in 2021 unterwegs.
Jan Koberstein

 
Foto: Porträt Ingrid Horn, 2. Nov. 2014, Baumrat beim Schmoeler Hexenstein,
© Barbara Lammert, mit freundlicher Genehmigung

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